Positionspapier Pflege
Pflege ist konservativ und sollte freiheitlich der Individualität jedes einzelnen Gepflegten erfolgen.
Das geht allerdings nur, wenn es genügend Pflegepersonal, das Freude an der Arbeit hat, gibt.
- Laut der Barmer Krankenkasse fehlen allein in Bayern jetzt schon mehr als 4.000 Pflegekräfte ¹ im ganzen Bundesgebiet fast 350.000 unbesetzte Stellen, besonders betroffen, der Bereich der Altenpflege ². Und diese Situation wird aufgrund der Überalterung der Bevölkerung noch massiv zunehmen.
Pflege wird somit eine der wichtigsten Berufsgruppen der kommenden Jahre werden.
Das Problem
Aber was ist es, was den Pflegeberuf so unattraktiv macht? Es ist nicht allein die Überwindung fremde Menschen zu pflegen, die dement, alt und krank sind.
Folgende Arbeitsbedingungen machen den Beruf größtenteils unattraktiv:
· Planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten und -bedingungen sind nicht möglich. Ein normales Familienleben hat kaum eine Chance.
· Pflegekräfte leiden unter physischen Belastungen und Termin- und Leistungsdruck
· Rückenschmerzen, Belastungsstörungen, Depressionen machen das Pflegepersonal oft selbst krank und zwingen dazu frühzeitig aus dem Arbeitsleben zu scheiden.
All das wird durch den bereits bestehenden Pflegekräftemangel verstärkt.
Folge: der Beruf ist damit unattraktiv und weitere Pflegekräfte fallen dadurch durch Krankheit und Frühverrentung weg, und die Situation verschärft sich noch weiter in einer endlosen Spirale.
Falsche Lösungsansätze der aktuellen Politik
Eine Erhöhung oder eine Einführung eines gesetzlich einheitlichen Personalschlüssels allein ist nicht zielführend, wenn es nicht genügend Pflegekräfte gibt. An der Höhe der Bezahlung herumzuschrauben, wie Minister Heil es plant, macht den Beruf mit all den Anstrengungen und dem fehlenden normalen Familienleben nicht attraktiver.
Die neue Reform wird es nicht schaffen, den Beruf selbst auch für Kräfte auf Zeit attraktiver zu machen, da der Anreiz zu gering ist. Am Ende liegt immer das Problem, das die Pflegekräfte selbst, es mit 55 Jahren nicht mehr schaffen, diesen Beruf auszuführen und die Erhöhung der Gehälter auch nicht dazu ausreicht, um früher in Rente zu gehen. Zudem wird die Erhöhung der Gehälter durch steigende Abgabenlast minimiert und es wird kaum etwas davon übrigbleiben. Als weiteres kommt hinzu, dass es bereits so einen Mangel an Pflegepersonal gibt, das bereits jetzt gerade auch im Bereich der Mobilen Pflege überdurchschnittlich bezahlt wird. Und sollten durch Heils Pläne doch ein paar Euro übrig bleiben, wird dies kaum einer verwenden, um in die private Altersvorsorge einzubezahlen ⁶ .
Meine Vision:
Abschlagsfreie Rente für Pflegekräfte ab dem 55. Lebensjahr, wenn diese durchgängig den Beruf ausgeübt haben. Denn ab 50 Jahren ist für das Pflegepersonal die Arbeit durch die dauernde körperliche und psychische Belastung im Dauerschichtdienst nur noch beschwerlich. Ab 55 eine reine Zumutung. Zudem sind die meisten in diesen Berufen tätigen Angestellten, wie auch in der Pflege zu Hause, weiblich.
Daher sollten für jedes Arbeitsjahr, das ein Angestellter in der Pflege tätig ist, ein erhöhte Renten Bepunktung gelten. Das macht auch den Beruf für nicht nur junge Menschen attraktiv, sondern auch für Menschen, die sich nur für eine bestimmte Zeit in der Pflege betätigen möchten. Können diese doch damit ihr eigenes Rentenkonto aufbessern.
Weiterhin sollte auch eine Erhöhung der Bepunktung in der häuslichen Angehörigenpflege gelten um hier weiteren Anreiz schaffen. Denn die aktuelle Anrechnung in der Rente ist nur ein geringer Ersatz für Verdienstausfall³⁺⁴.
Als weiterer Schritt ist zwingend, (durch neu gewonnene Kräfte), ein verbindlicher Personalschlüssel einzuführen. Schließlich führten Pflegepersonalschlüssel (Nurse-to-Patient-Ratio) als Untergrenze auch zu einer verbesserten Gesundheit der Pflegefachkräfte. Das ist ein ökonomisches Argument, warum auch Träger und Betreiber mit den Pflegekräften einen Bund schmieden sollten. Bereits heute liegen wir mit der tatsächlichen Nurs-to-Patient-Ratio in der Statistik der Industrienationen am Ende der Skala. Nirgendwo kümmert sich Pflegepersonal um mehr Patienten als in Deutschland⁵.
Nur damit schaffen wir es genügend Pflegepersonal in den Beruf zu bringen und auch bereits bestehendes Personal zu entlasten.
Fazit:
Durch meine Forderung, wird die Finanzierung und Gewinnung neuer Pflegekräfte nachhaltig. Keine Mehrbelastung für die Arbeitgeber. Für den Staat/Sozialversicherung ist die Ausgabe übersichtlich und planbar, es erfolgt kein Ausgabenschock, da die Rentenzahlung und damit die Ausgabe erst nach und nach erfolgt. Zudem werden Pflegekräfte, die zukünftig frühzeitig aus dem Arbeitsleben aussteigen müssen, keine Sozialfälle, die über die Länder aufgestockt werden.
Finanzierung und Quellen
Da immer wieder auf die Kostenfrage und Finanzierbarkeit verwiesen wird. Die jetzt im Kabinett am 02.06.2021 beschlossene Reform mit Erhöhung der Gehälter wird Milliarden kosten ⁶ .
Weiterhin geben wir Unsummen z. B. von Förderung der Elektromobilität aus. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 1,25 Milliarden dafür ausgezahlt. Diese Förderungen sollen demnächst sogar noch erhöht werden, und das für einen Industriezweig, der demnächst kaum noch in Deutschland produziert ⁷ .
Eine weitere Möglichkeit ist es, große Steuertricksereien z.B. das Umsatzsteuerkarussell zu unterbinden und konsequent zu verfolgen. Dadurch verliert die Bundesrepublik gemäß Schätzungen von Correktiv.org allein 5-14 Milliarden pro Jahr⁸.
Uvm., was durch die aktuelle Subventionspolitik unnötig finanziert wird.
Denn ausgeben kann man nur das, was unserem Land nicht fehlt und erwirtschaftet wurde.
Quellen:
¹ https://www.barmer.de/presse/bayern--stationaere-pflege--4-000-pflegekraefte-fehlen-durch-krankheit-und-fruehverrentung-281750
⁴ https://www.pflege.de/pflegekasse-pflegefinanzierung/rente-fuer-angehoerige/
⁸ https://correctiv.org/top-stories/2019/05/06/grand-theft-europe/